Familie: Korbblütler - Asteraceae
Laut "Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland, 2011" gibt es weltweit 6 "Cichorium"-Arten; für Deutschland werden dort 3 Arten beschrieben.
Sebald, Seybold, Philippi und Wörz, 1996, Bd. 6, S. 298, sprechen von 9 überwiegend mediterranen Arten. In Baden-Württemberg kommen 3 Arten vor, eine wild und zwei weitere als unbeständige, verwilderte Adventivpflanzen.
Flora Helvetica: Eurasiatische Pflanze; "Unkraut- oder Ruderalpflanze
Sebald, Seybold, Philippi und Wörz, 1996, Bd. 6, S. 300: "Eurasisch-subozeanisch-submediterranes Florenelement"
2020: "Heilpflanze des Jahres"
2005: "Gemüse des Jahres" (zusammen mit Cichorium endivia)
Heilpflanze
Cichorii herba, Wegwartenkraut, und Cichorii radix, Wegwartenwurzel, sind vom Bundesgesundheitsamt mit einer Positiv-Monographie bedacht worden:
www.heilpflanzen-welt.de/deutsche-kommission-e-monographien-liste/
Mit nackten Füßchen am Wegesrand,
die Augen still ins Weite gewandt,
saht ihr bei Ginster und Heide
das Mädchen im blauen Kleide?
Das Glück kommt nicht in mein armes Haus,
drum stell ich mich hier an den Weg
heraus;
und kommt es zu Pferde, zu Fuße,
ich tret ihm entgegen mit Gruße.
Es ziehen der Wamderer mancherlei
zu Pferd, zu Fuß, zu Wagen vorbei.
Habt ihr das Glück nicht gesehen?
Die lassen sie lachend stehen.
Der Weg wird stille, der Weg wird leer.
So kommt denn heute das Glück nicht mehr?
Die Sonne geht rötlich nieder,
Ihr starren im Wind die Glieder.
Der Regen klatscht ihr ins Angesicht,
sie steht noch immer, sie merkt es nicht:
vielleicht ist es schon gekommen,
Hat die andere Straße genommen.
Die Füßchen wurzeln am Boden ein
Zur Blume wird der Augen Schein.
Sie fühlts und fühlt sich wie im Traume,
Sie wartet am Wegessaume.
Isolde Kurz
Die Wegwarte gehört nach Marianne Beuchert zu den sogenannten Schabab-Kräutern, den "Kräutern im Korb", mit denen man Liebesverweigerung zum Ausdruck bringt (S.297f).
Rosemarie Gebauer, eine Diplombiologin, die sich auf botanisch-literarische Zusammenhänge spezialisiert hat, geht in ihrem sehr schön gestalteten Büchlein "Jungfer im Grünen und Tausendgüldenkraut. Vom Zauber alter Pflanzennamen" von 2015 in einem eigenen kleinen Kapitel der Frage nach, wie die Gewöhnliche Wegwarte zu ihrem deutschen und lateinischen Namen gekommen ist und macht dabei auch auf botanische Besonderheiten aufmerksam.
"Caro-Kaffee" enthält übrigens auch heute noch 14% Zichorie.
Die Wegwarte ist unter dem Namen "intubas" die Nummer 37 des Kapitel LXX des Capitulare de Villis von Karl dem Großen.
Sebastian Kneipp schreibt in seinem erstem Werk "Meine Wasserkur" von 1886 über die Wegwarte als Heilpflanze und empfiehlt Wegwarte- kraut und -tinktur
für die Hausapotheke.
Die Gewöhnliche Wegwarte hat im "Lehrbuch der biologischen Heilmittel" (Bd. 5), 1938, von Gerhard Madaus ein eigenes Kapitel.
Im „Feld- Wald- und Wiesenkochbuch, Kochuchverlag Heimeran, 1978 von Eve Marie Helm hat die Wegwarte ein eigenes Kapitel.
"Chicory" ist die Bachblüte Nr. 8 mit dem Thema "Loslassen, Bedingungslose Liebe" (Ilse Maly, Bachblüten als Chance und Hilfe, Knaur, 1999).
Der Apotheker Mannfried Pahlow beschreibt in seinem interessanten Werk "Das große Buch der Heilpflanzen. Gesund durch die Heilkräfte der Natur", 2001, Inhaltsstoffe und Wirkung der Wegwarte und empfiehlt sie ohne Einschränkung als Magen-, Galle- und Lebermittel.
Steffen Guido Fleischhauer hat die Gewöhnliche Wegwarte in seine "Kleine Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen" von 2010 aufgenommen.
Sehr Interessantes rund um "Cichorium" findet sich bei Wolf-Dieter Storl, Bekannte und vergessene Gemüse. Ethnobotanik, Heilkunde und Anwendungen, AT Verlag, 3. Aufl. 2012
Claudia Ritter trägt in ihrem Buch "Heimische Nahrungspflanzen als Heilmittel. Gemüse, Früchte und Getreide - von Ackerbohne bis Zwiebel Pflanzenkunde, Heilanwendungen und Rezepte" von 2013 Wissenswertes über die Wegwarte zusammen.
Jürgen Feder, 2014
Alexandra-Maria Klein und Julia Krohmer führen die Gewöhnliche Wegwarte mit dem Attribut "Liebling der Hosenbienen" bei ihren Stadtpflanzen auf ("Das wächst in deiner Stadt". S. 94, 2023). Außerdem erwähnen sie, dass die Wegwarte nur am Vormittag blüht und einen Platz auf Carl von Linnés Blumenuhr hat
Ein sehr interessantes Pflanzenportrait der Gewöhnlichen Wegwarte findet man auf der Homepage des Bochumer Botanischen Vereins e.V:
Originell und sachkundig befasst sich Jürgen Feder in seinem Buch "Feders Kleine Kräuterkunde" von 2017 mit kulinarischen und sonstigen Anwendungen der Gewöhnlichen Wegwarte (S. 118).
Die Beschreibung und schöne Fotos der Gewöhnlichen Wegwarte findet man auf der italienischen Seite www.actaplantarum.org und auf der tschechischen Seite www.BioLib.cz.
Die Wegwarte ist die Stammpflanze von Chicorée, Radicchio und Zichoriensalat und-wurzel. Schon die Römer und Griechen verwendeten die Wurzel der Wegwarte als Nahrungs- und Heilpflanze. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde in Preußen, gefördert durch Friedrich den Großen, aus den gerösteten Rüben Kaffeeersatz hergestellt. Im 19. Jahrhundert entdeckten belgische Bauern zufällig, dass die Kaffeezichorie im Dunkeln fleischige Knospen treibt. Die heutige Kulturform Chicorée bildet im zweiten Jahr eine lange Rübe aus. Im September werden diese, vom Blattschopf abgetrennten Rüben, bei Dunkelheit und Temperaturen zwischen 12 und 18° Celsius eingelagert. Zur Ernte werden die ausgewachsenen fleischigen Sprosse vom Rübenkörper gebrochen. Der Anbau erfolgt in den gemäßigten Zonen Europas, Westasiens und Nordafrikas. Nach Nord- und Südamerika wurde der Chicorée eingeführt. Neben der Verwendung als Blattgemüse wir Chicoree auch zur Inulinproduktion eingesetzt (s. www.pflanzenforschung.de).
Die Gewöhnliche Wegwarte ist laut www.floraweb.de Raupen-Futterpflanze für 6 Falterarten.
Die Gewöhnliche Wegwarte wird im Arzneipflanzenlexikon der Kooperation Phytopharmaka ausführlich beschrieben
(siehe www. arzneipflanzenlexikon.info).
Jonas Frei hat die Gewöhnliche Wegwarte unter dem Aspekt "Winterliche Blattrosetten" in seinem sehr ansprechendes und informatives Buch "Stadtwildpflanzen", 2022, aufgenommen (S. 96).
Hunnius, Pharmazeutisches Wörterbuch, 4. Aufl. 1966:
Radix Cichorii - Zichorienwurzel; volkstümlich zur Blutreinigung, als Cholagogum und Stomachicum und als Kaffeesurrogat
Homöopathie: "Cichorium" (die frische Wurzel)
Hinsichtlich der Blätter besteht Verwechslungsmöglichkeit mit
Taraxacum-Arten.
Blühmonate: Juli-Oktober
Standorte: Frische bis mäßig trockene Ruderalstellen: Straßenränder, Bahnanlagen; Tritt- und übernutzte Weiderasen, extensiv genutzte Äcker, nährstoffanspruchsvoll
Archäophyt
Häufigkeit:
Auch Kulturpflanze
Areal: meridionales bis temperates bis (boreales) Europa bis Westasien, sowohl im ozeanischen als auch im kontinentalen Klima vorkommend (Stufe 1-9 auf der 10-stufigen pflanzengeographischen Kontinentalitätsskala). Neophyt in der australen und (subtropisch) bis montanen bis (borealen) Florenzone zirkumpolar.
Sommergrün
Halbrosettenpflanze
Hemikryptophyt: Überdauerungsknospen in Höhe der Erdoberfläche
Staude
Pleiokorm: verzweigter, oft verholzter Bodenspross, der trotz möglicher sprossbürtiger Bewurzelung auf die Verbindung mit der Primärwurzel angewiesen bleibt, Rübe, regenerative Wurzelsprossbildung
Insektenbestäubung, blüht von 6-14 Uhr
Stoßausbreitung, Klett- und Klebausbreitung, Versteck- und Verlustausbreitung der Samen, Menschenausbreitung: Rasensaat
Lichtkeimer
Zeigerwerte:
Vergesellschaftung: wächst gern in der Klasse "Tritt- und Flutrasen" (K PLantaginetea majoris; K Plant.), in den Verbänden "Quecken-Halbtrockenrasen" (V Convolvulo-Agropyrion repentis; V Conv.-Agrop.) und "Steinkleefluren" (V Dauco-Melilotion; V Dauco-Mel.), in der Ordnung "Frische Wiesen und Weiden" (O Arrhenatheretalia elatioris; O Arrh.) und im Verband "Halmfrucht-Ges. kalkhaltiger Böden" (V Caucalidion platycarpi V Caucal.).
Verwendung: Gemüse, Salat, Kaffee-Ersatz, Volksheilpflanze
15.07.2023 - NSG Sandhausener Düne, Pflege Schönau-Galgenberg:
12.09.2019, Leimen:
Im Schwäbischen wurde die Wegwarte früher "Zigore" genannt. Ich kenne auch noch von früher den heute politisch nicht korrekten Kinderreim "Zigeiner - Zigore - Kaffee".
Ursprünglich wahrscheinlich mediterran
"Kulturpflanze"
2005: "Gemüse des Jahres" (zusammen mit Cichorium intybus)
Sehr Interessantes rund um "Cichorium" findet sich bei Wolf-Dieter Storl, Bekannte und vergessene Gemüse. Ethnobotanik, Heilkunde und Anwendungen, AT Verlag, 3. Aufl. 2012
Schöne Fotos und Informationen zum Gewöhnlichen Steinquendel findet man auf der tschechischen Seite www.BioLib.cz.
Der Zuckerhut ist laut www.floraweb.de Raupen-Futterpflanze für 5 Falterarten.